Lack of life.

"Hast du das Neuste von Lila gehört?"

"Lila? Welche Lila?"

"Ja die mit den braungelockten Haaren und braunen Augen"

"Das hilft mir sichtlich weiter..."

"Super, jedenfalls, ich habe gehört, dass sie in einer Irrenanstalt gelandet ist. Wie schrecklich, findest du nicht auch??"

"Und du bist dir da ganz sicher?"

"Ich habe es nur von Jenny gehört, aber du weisst ja, sie ist eine sichere Quelle."

"Jaha sicher, klar, wie dazumal, als sie erzählt hat, Johnny hätte mit Toni auf dem Schulklo rumgemacht..."

"Oder wie sie behauptet hat, Alice wäre diejenige gewesen, die während der Turnstunde unsere Klamotten aus der Garderobe geklaut hat."

"Sie solle angeblich mal beobachtet haben, wie der Rektor nach der Schule kifft."

"Sie meinte sogar, das beste Hausmittel gegen eine Pilzallergie wäre, solange Pilze zu essen, bis der Körper sich daran gewöhnt hat. Hahaha Steff traute sich zwei Wochen lang nicht mehr aus dem Haus wegen dem geschwollenen Gesicht! Das erinnert mich an Lukas."

"Iuw, wiso denn an ihn?"

"Ja er wurde doch mal verprügelt."

"Das war ein Wespenstich,  du Doofe. Woher hast du denn diese Info?"

"Von Anna...! Ach, Topinfos kriegt man eben doch nur bei der Topinformantin."

"Du meinst wohl unwahre Topinfos. Als wäre jedes Gerücht jemals wahr gewesen."

"Nur unsere nicht. Sie wollte ja nur, dass wir einen Ruf haben."

"Aha."

 "Ja sieh mich nicht so an, besser einen Ruf als keinen. Und da sind diese Unwahrheiten über uns ja besser als echte wahre Geheimnisse und Geschehnisse."

"Es hat nie Gerüchte über uns gegeben."

"Ehm, was?"

"Es gab nie Gerüchte über uns, ob auf  Lügen oder Wahrheiten basierend. Warum sollte es irgendwelchen Klatsch über Outsiders geben?"

"Woher weisst du das denn?"

"Wir wüssten ja gar nichts über diese sagenhaften Klatschgeschichten, wenn wir nicht ab und an mit Jenny rumgehangen und auf Freundschaft gemacht hätten. Sie brauchte ab und zu jemanden zum Reden, jemanden, dem sie vertrauen konnte, und im Gegenzug erfuhren wir von den actionreichen Leben der Insider."

"...und ich dachte immer, sie würde uns irgendwie von diesem Fluch befreien."

"Das ist kein Fluch. Das hat nichts mit uns zu tun. Es sind eben einfach die anderen, die nicht mit uns Zeit verbringen wollten. Immerhin hatten wir ja uns. Ganz alleine wäre es noch schlimmer gewesen."

"Ich versteh die Menschen einfach nicht."

"Du meinst, du verstehst dieses System nicht. Ist ja schlussendlich auch egal. Jetzt sitzen wir hier im Altersheim und schaukeln in unseren Stühlen hin und her."

"Sogar hier im Altersheim sind wir draussen."

"Du kannst auch reingehen, wenn du willst."

"Nein ich meine...-"

"Ja, ich weiss ja. Aber so ist es eben mit der Welt. Manchmal kann man eben Umstände nicht ändern."

Und so vergehen die Jahre, wie die vergangenen vergingen. Während die eine sich fragt, warum ihr Leben so verlaufen ist, versucht die andere nicht nur ihre Freundin, sondern auch sich selbst von ihren eigenen Weisheiten und Antworten zu überzeugen. Nicht nur ihre Beste fragt sich immer wieder diese eine Frage, sondern auch sie tut es von Zeit zu Zeit, eigentlich ständig. Was hätte anderst sein müssen, damit sie glücklicher gewesen wäre? War es ihr Aussehen, ihre Intelligenz, ihre Interessen, ihre Herkunft? Was war es denn, dass sie in den Augen der anderen zum Versager machte? Sie können sich schliesslich auch so verhalten und reden wie die Normalen und Beliebten (wie wir gerade gehört haben).

Man könnte meinen, sie werde es nie herausfinden, doch erstaunlichweise wacht sie eines Tages auf und weiss die Antwort.

If only I could someday wake up
To something other than my shame in my piercing mirror.
God's creation, without a protective covering.
The melting earth awaits the children to drown.

The sea is now without a shore,
Child of the most silent winter wanders.
Only the rain of this earth is his companion
As he vanishes into the silence.

The sea is now without a shore,
Child of the most silent winter wanders.
My search for heaven ended in gold and tears.

(Hiljaisen Talven Lapsi -Timo Rautiainen)