Montag, 20. Mai 2013

nemo.

Plötzlich steht er vor mir, verwahrlost, mit fettigen und verdreckten langen schwarzen Haaren, ganz blassem Gesicht, schwarzen und tiefen Augenringen, als hätte er seit Jahren nicht geschlafen. Seine Kleidung zerfetzt und schwarz, seine Haltung gebeugt, durch Schmerzen, die ich ihm zufügte. Und doch verschwindet dieses hässliche Etwas nie, taucht immer wieder überraschend auf; als würde er meine Sprache nicht verstehen, als würde er meine Fäuste und Schläge nicht verstehen...wollen. Er ist mehr als ein unerwünschter Besucher meines Reiches, das ich zu schützen versuche, das ich als heilig betrachte und nicht einmal von "Gott" persönlich besucht werden dürfte. Niemand ist in diesem Inneren erwünscht, doch es gibt anscheinend jemand oder besser etwas, das es ignoriert, das keine Lust auf Grenzen und Regeln hat, das am liebsten das tut, was es gerade will. Wie oft habe ich versucht, ihn von mir fernzuhalten, doch leider halten meine Mauern und Wände nur für eine Weile dicht. Wie schafft er das nur? Wie kann er gegen meine hochsicheren Geräte und Fallen bestehen? Es ist unfassbar und doch leider wahr. Dieser Fremde treibt sein Unwesen schon seit geraumer Zeit, und so wie ich heraushöre, nicht nur bei mir. 

Doch die Frage ist jetzt: Wie wird man am besten so einen Störenfried los? Anscheinend bringen solche Sicherheitsvorkehrungen gar nichts. Er ist zu schlau, zu gut, zu...weiss ich was. Er dringt jedenfalls immer wieder durch. Sollten wir in diesem Falle zu Gewalt greifen? Ja ja, ich kenne dieses "Gewalt-ist-keine-Lösung!"-Geschwafel, aber ganz ehrlich, wem hat es jemals geschadet, mal eine ordentlich in die Fresse zu bekommen? Genau, manchmal hilft es doch. Aber bei diesem Kerlchen hier kommt man echt nicht weiter mit Gewalt, er steht dann einfach beim nächsten Mal hinkend oder sich krümmend vor meiner Matte. Eine weitere Lösung könnte reden sein. Ehm ja, reden. Will ich überhaupt mit ihm reden? Eher nicht. Aber bleibt mir denn eine andere Wahl, als ihm zu sagen, dass ich kein Bock auf seine Präsenz habe? Vielleicht müsste ich nett zu ihm sein, doch irgendwann reisst einfach bei jedem der Geduldsfaden; ich hatte nie einen. Darum habe ich schon beim ersten Auftauchen zum Teufel gejagt. Dieses rücksichtslose Biest. 

Ehrlicherweise rede ich schon eine ganze Weile mit diesem Etwas, das sich Schmerz nennt. Leider wird er nicht weniger unhöflich oder grob, dafür werden seine Besuche relativ seltener. Hat reden ihn womöglich doch ein wenig überredet? Keine Ahnung, dafür ist meine Versuchsreihe noch zu neu, aber falls die Studie beendet ist, gebe ich euch Bescheid.

Friedhof

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